Das hätte sich Elisabeth Krispel, eine schwerst behinderte, aber inzwischen verstorbene Frau aus dem nördlichen Burgenland sicherlich nie gedacht, dass sie einmal zum Urheber obiger Überschrift werden würde. Aber wie es dazu kam, möchte ich den Lesern und Leserinnen dieser Zeilen kurz schildern.
Am vergangenen Samstag musste mir meine Frau im Bad helfen, aber da sie selbst schwer behindert ist, braucht sie selbst Hilfsmittel und eine ganz bestimmte Vorgangsweise, die ich mir aber anders vorgestellt hatte. Ich bildete mir eine andere Art und Weise des Ablaufes des Arbeitsvorganges ein. Aber Martha machte mir sehr deutlich klar, dass ich ihr im Grunde nicht meine Meinung aufdrücken kann um ihr zu sagen, wie diese Hilfe aussiehen sollte. Nun was hat das mit Elisabeth Krispel zu tun?
Vor vielen Jahren, ich weiß das Datum nicht mehr, machte die burgenländische Fraternität, deren Leitung Elisabeth damals innehatte einen Ausflug. Elisabeth war schwer behindert und musste mit zwei Achselkrücken gehen.
Beim Einsteigen in den Bus musste man ihr natürlich helfen, weil sie die hohen Stufen mit den schweren Beinschienen nicht erklimmen konnte. Ich stand gerade vor der Eingangstüre des Busses und fühlte mich angesprochen ihr in den Bus zu helfen. Aber anstatt Elisabeth zu fragen in welcher Form und Weise sie Hilfe benötige, nahm ich ohne zu fragen ihre beiden Beine und hob sie einfach in den Bus.
Zeitlich etwas verschoben kam dieses Thema zur Sprache und ich verstand, dass mein Verhalten nicht richtig war. Nach dem Vorfall letzten Samstag mit der nicht koordinierten Hilfe mit meiner Frau Martha fiel mir das Erlebnis wieder ein, das ich mit Elisabeth Krispel hatte. Und mir wurde auch klar, dass das leider eine allgemeine Vorgangsweise gesunder Helfer und Helferinnen ist, ohne dass ihnen das überhaupt bewusst wird.
Für mich war das seinerzeitige Erlebnis eine Lehre fürs Leben und trotzdem passierte mir das „Krispelsyndrom“ leider wiederum und das noch dazu bei der eigenen Frau. Schließlich ist es doch eine Verletzung der Liebe an jenen, die auf unsere bewusste Aufmerksamkeit angewiesen sind und nicht den Eindruck gewinnen sollten, sie haben sich den eindeutig jüngeren und stärkeren Helferinnen und Helfern zu fügen, denn diese wissen ja schließlich wie es zu gehen und zu funktionieren hat. Dies sollten wir uns bei jeder Gelegenheit bewusst machen.
Adolf Paster
Gründer der HIFA
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